JA zur Ausbildung und NEIN zur Ausbildungsplatzumlage

Als Berliner Wirtschaft tragen wir Verantwortung für 1,8 Millionen Beschäftigte und 35.000 junge Menschen in der Ausbildung. Wir erwirtschaften Waren und Dienstleistungen im Wert von 207 Milliarden Euro und leisten beispielsweise über die Gewerbesteuer einen entscheidenden Beitrag zur Leistungsfähigkeit dieser Stadt. Mit diesen Mitteln werden Schulen finanziert, Sprachkurse angeboten und Straßen gebaut.

Ausbildung ist ein Generationenvertrag – sie gibt uns die Chance, junge Fachkräfte zu gewinnen und zu fördern. Sie ist Selbstverwirklichung sowie Aufstiegsversprechen. Nicht jedes Unternehmen in Berlin bildet aus, doch jedes Unternehmen leistet seinen gesellschaftlichen Beitrag. Die beiden Regierungsfraktionen haben sich dazu entschieden, am 9. Oktober 2025 ein Gesetz in den parlamentarischen Prozess einzubringen, das diese Leistung nicht würdigt.

Die geplante Ausbildungsplatzumlage schreibt vor, wie viele Ausbildungsplätze die Berliner Wirtschaft anbieten „sollte“. Es geht dabei nicht mehr um den tatsächlichen Bedarf an Fachkräften, sondern um politische Vorgaben. Ein kleines Unternehmen, das trotz intensiver Bemühungen keine geeigneten Bewerbungen für seine Ausbildungsplätze erhalten hat. Ein Mittelständler, der sich dazu entschieden hat, seinen Fachkräftenachwuchs durch ein duales Studium zu sichern. Ein hochspezialisierter IT-Dienstleister, der vorrangig auf Spezialisten mit akademischer Ausbildung setzt. Sie alle tun dieser Stadt und ihren Beschäftigten gut – und dennoch werden diese Betriebe durch die Ausbildungsplatzumlage bestraft. Weil ein Gesetz, das mit Pauschalierungen, ungenauen Annahmen und unerfüllbaren Versprechen arbeitet, niemals der Vielfalt der Berliner Wirtschaft gerecht werden kann. Zu Recht blickt angesichts der Ungerechtigkeiten ein Großteil der hiesigen Unternehmen mit komplettem Unverständnis auf dieses Vorhaben. Unbenommen ist dabei, dass sich einzelne Branchen und ihre Tarifpartner selbst für branchenspezifische Lösungen entscheiden können. Auf keinen Fall sollte jedoch eine branchenübergreifende Umlage eingeführt werden, die als pauschale Strafmaßnahme für die gesamte Berliner Wirtschaft zu verstehen ist und die Besonderheiten der hiesigen Wirtschaftsstruktur außer Acht lässt.

Es ist nicht die Aufgabe der Wirtschaft, Versäumnisse der Bildungspolitik auszugleichen – dennoch übernehmen wir Verantwortung: Viele Betriebe bieten ihren Azubis Nachhilfe an, viele engagieren sich in Nachvermittlungsaktionen und unterstützen mit Praktika Jugendliche bei der Berufsorientierung.

Wir bitten Sie nachdrücklich, die Verantwortung der Berliner Unternehmen für ihre Stadt insgesamt zu würdigen und die Wirtschaft nicht in „gut“ oder „schlecht“ einzusortieren, die man entweder „bestrafen“ oder „belohnen“ müsse. Stellen Sie dieses Gesetzesvorhaben mit all seinen Auswirkungen auf den Prüfstand und lassen Sie uns stattdessen gemeinsam das Potenzial unserer jungen Menschen entfalten – durch echte Ausbildungsplätze, praxisnahe Förderung und partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Politik. Statt einer völlig unnötigen Belastung benötigen wir gebündelte Kräfte für bessere Schulbildung, intensivere Berufsorientierung und passgenaues Matching zwischen jungen Menschen und Unternehmen. Wir sehen, dass die Schülerinnen und Schüler genau diese Hilfe in turbulenten Zeiten schon während ihrer Laufbahn und mit Abgang von der Schule brauchen. Eine Ausbildungsplatzumlage bringt keine Lösungen, wo Feingefühl für die jungen Menschen Berlins gefragt ist.

Setzen Sie auf Dialog statt Bürokratie, auf Qualität statt Strafe. Sichern Sie die Zukunft Berlins durch echte Ausbildungsmöglichkeiten, nicht durch künstliche Quoten. JA zur Ausbildung – NEIN zur Ausbildungsplatzumlage – für eine starke Wirtschaft, motivierte Auszubildende und eine Stadt, die zusammenhält.

 

Sebastian Stietzel, Präsident IHK Berlin: „Viele Unternehmen blicken fassungslos auf die aktuelle politische Debatte um die Ausbildungsplatzumlage. Sie schaffen Arbeitsplätze, zahlen Steuern – und sollen jetzt bestraft werden, weil die Politik festlegen will, wie viele Ausbildungsplätze die Berliner Wirtschaft besetzen „sollte“. Wohin das führt, sehen wir aktuell in Bremen: Mehr Bürokratie, mehr als 330 Klagen gegen das dortige Gesetz, weniger Ausbildungsverträge – und ein unterfinanzierter Fonds, der möglicherweise mit Steuergeldern ausgeglichen werden muss. Angesichts der knappen Haushaltslage in Berlin ist es nicht nachvollziehbar, warum sechs Millionen Euro in den Aufbau von Bürokratie statt in die Unterstützung von Jugendlichen fließen sollen. Unser dringender Appell an die Abgeordneten ist deshalb, nicht die Bremer Fehler zu wiederholen und das Gesetz zu stoppen. Noch ist es nicht zu spät.“

Stefan Moschko, Präsident Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg e.V.: „Der Bund und andere Bundesländer arbeiten auf vielen Ebenen daran, Bürokratie abzubauen und Unternehmen zu entlasten. Berlin plant das genaue Gegenteil und will die Wirtschaft mit einem Gesetz überziehen, das einen enormen zusätzlichen Aufwand und weitere unnötige Kosten bringt. Und das in einer Zeit, die geprägt ist von Wachstumsschwäche, Unsicherheit und Transformation. Hinzu kommt, dass die sogenannte Ausbildungsplatzumlage ein Rezept aus der arbeitsmarktpolitischen Mottenkiste ist. Sie ignoriert, dass viele Unternehmen vergeblich versuchen, Nachwuchskräfte anzuwerben. Sie übersieht, dass vielen jungen Menschen selbst elementare Qualifikationen für das Berufsleben fehlen, weil die Schule sie nicht darauf vorbereitet hat. Deshalb wird die Umlage keinen einzigen zusätzlichen Ausbildungsplatz bringen – der Berliner Wirtschaft aber erheblich schaden.“

Jürgen Wittke, Hauptgeschäftsführer Handwerkskammer Berlin: „Traditionell verfügt das Handwerk über eine überdurchschnittliche Ausbildungsquote, aber aktuell fehlen Hände, nicht Abgaben. Wenn Unternehmen ihre offenen Ausbildungsplätze nicht besetzen können, würde eine Ausbildungsumlage zur unnötigen Zusatzbelastung. Bei der Preiskalkulation und bei Auftragsvergaben hätten Berliner Handwerksbetriebe dann Wettbewerbsnachteile gegenüber Unternehmen aus Brandenburg oder anderen Bundesländern. Mehr besetzte Ausbildungsplätze in Berlin kommen dabei sicherlich nicht heraus. Notwendig sind hingegen eine strukturierte Berufsorientierung und die anerkannte Gleichwertigkeit von akademischen und dualen Ausbildungswegen.“

Franziska Teubert, Geschäftsführerin Bundesverband Deutsche Startups e.V.: “Die Umlage schadet insbesondere Startups, die gerade in der frühen Phase oft noch gar keine Umsätze machen und über kaum finanzielle Ressourcen verfügen. Gleichzeitig sind Startups und Scaleups maßgeblicher Treiber für die wirtschaftliche Dynamik in der Hauptstadt. Der Senat sollte daher junge, technologieorientierte Unternehmen nach Kräften stärken, statt sie mit zusätzlichen Abgaben und bürokratischen Aufwänden völlig unnötig zu belasten. Die Umlage ist mehr als nur ein fatales Signal, sie ist innovationsfeindlich und schwächt den Startup-Standort Berlin. Das gilt insbesondere im Wettbewerb mit anderen nationalen Startup-Hubs. Angesichts der ungeahnten Standortförderung aus Berlin knallen in München bestimmt die Korken.”

Informationen zur Ausbildungsplatzumlage und weitere Stimmen aus der Berliner Wirtschaft haben wir unter www.ausbildung-statt-abgabe.berlin zusammengestellt.

Hinweis: Die Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB) sind die Spitzenorganisation der Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände in der Hauptstadtregion. Sie vertreten die Interessen von rund 60 Mitgliedsverbänden aus Industrie, Handel, Handwerk und Dienstleistungen – darunter auch der DEHOGA Berlin – und engagieren sich insbesondere für branchenübergreifende sozial- und wirtschaftspolitisch relevante Themen des Standorts.

Publikationen

A3 Plakat – Statt Abgabe fordern: Ausbildung fördern

Social Media Post – Statt Abgabe fordern: Ausbildung fördern

Anleitung Social Media Bild erstellen

Wirtschaftliche Unternehmen gegen die Ausbildungsplatzabgabe

Keine Brancheninfos mehr verpassen?

Geht. Mit dem DEHOGA Berlin Newsletter.